Schüler setzen sich für sichtbare Lutter ein
Freilegung von Bielefelds Flüsschen könnte 2010 beginnen /
Kosten: l,5 Millionen Euro / Jury entscheidet / Schautafeln geplant
Saubere Sache: Die Lutter hat auch hier, im Einflussbereich zum Stauteich I, Trinkwasserqualität. Das haben Sarah Häusser, Sven Wedler und Florian Schürmann, v. l., vom CSB mit ihrem Lehrer Carsten Lieshoff (hinten, rechts), herausgefunden. Das freut den Vorstand von Pro Grün, Bruno Peters. FOTOS: ANDREAS FRUCHT
Lutter statt Rasen: Claire Torosdag, Danina-Elleni Laege, Mario Rasche, Ben Sauer, Carolin Pieper, Arne Brandenburger, Leif Micke und Lillith Bitter, v. l., zeigen, wie die Lutter von der Hammer Mühle (hinten) durch den Grünzugfließen könnte.
Engagiert: Martin Enderle sowie die beiden Lehrer Annegret Bakker (Waldhof) und Klaus Bökamp (Ratsgymnasium), von links.
VON KURT EHMKE
• Mitte. Die Lutter begeistert. Im freigelegten Teil am Waldhof schon länger; für diese Idee und ihre Umsetzung erhielt der Verein Pro Lutter den Umweltpreis der Stadt. Und auch im Bereich zwischen Teutoburger Straße und Stauteich I, wo die Lutter auf 1.200 Metern ab 2010 oberirdisch fließen könnte. Schüler von fünf Schulen setzen sich in ihrer Freizeit mit der Lutter auseinander - sie messen die Wasserqualität, entwerfen den künftigen Lauf, denken über Präsentationen nach und recherchieren die Geschichte der zwölf Mühlen, die einmal entlang der Lutter standen.
In der Woche vor den Osterferien wollen die Schüler der Gymnasien Ceci, Waldhof, Rats und Helmholtz sowie des Carl-Severing-Berufskollegs für Biotechnik ihre Ideen einer sieben- bis achtköpfigen Jury vorstellen. In dieser sollen nicht nur Experten, sondern gerade auch Menschen sitzen, die die Lutter wie viele Bürger der Stadt erleben - als kleines Gewässer, dessen Verlauf nicht jedem bekannt ist. „Bei der Präsentation vor der Jury geht es weniger um erste Preise”, sagt Martin Enderle vom Verein Pro Lutter. Vielmehr sei Ziel, die Ideen zu bündeln und fortzuentwickeln - „wir wollen Öffentlichkeit schaffen”.
Das Schulprojekt soll im Juni abgeschlossen sein, danach soll ein Entwurf entstehen, der bei der Stadt eingereicht wird und genehmigt werden kann. Erst wenn die Genehmigung vorliegt, können Fördergelder beantragt werden. „Im Idealfall müssen wir als Verein noch 300.000 Euro tragen”, sagt Enderle — von 1,5 Millionen Euro Freilegungskosten. Geld, das die Lutter wieder teilweise nach oben holt. Ähnlich wie am Waldhof soll sie flach fließend angelegt werden, heißt, ein großer Teil des Wassers bleibt unter der Erde. Oberirdisch können maximal 400 Liter pro Sekunde fließen, bei oft mehreren tausend Litern pro Sekunde nur ein Bruchteil des Wassers. In Trockenzeiten aber, wenn manchmal nicht einmal 100 Liter pro Sekunde fließen, bleiben die riesigen Rohre, durch die die unterirdische Lutter fließt, fast trocken.
Doch bis dahin ist es noch ein weiter Weg. Gestern erzählten die Schüler von ihren Ideen, die sie in vier schulübergreifenden Arbeitsgemeinschaften entwickelt haben. Ines Posch berichtete von großen Wissenslücken der Bielefelder: „Manche hatten noch nie etwas von einer Lutter gehört.” Erfreuliches fanden CSB-Schüler heraus: Wie auch im 120 Meter langen oberirdischen Bereich am Waldhof hat die Lutter kurz vor dem ersten Stauteich Trinkwasserqualität, so Sarah Häusser. Enderle ergänzte: „Das Problem sind eher andere Verschmutzungen - so mit Glas und Papier.” Da helfe nur die Kultur des Hinsehens.
Schautafeln zur Lutter wollen die Schüler der Historiker-AG aufstellen. Lehrer Joachim Held vom Helmholtz: „Man könnte den Verlauf in der Innenstadt und bei Oetker darstellen, aber auch die frühere Nutzung der Lutter über die vielen ehemaligen Mühlen erklären.”
Neue Westfälische vom 24.01.2008