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Fertigstellung und Eröffnung
Fast zwei Jahre Bauzeit nahm der 2. Bauabschnitt in Anspruch. Nach dem 1. symbolischen Spatenstich am 8. September 2020, bei dem ein erstes U-Profil in die Ravensberger Straße eingelassen wurde, begannen die Arbeiten in 2 Bereichen:
- In der Straße Am Bach wurde eine Freispiegelleitung direkt unter dem Asphalt verlegt. Sie schließt an den Offenlegungsabschnitt 1a im Park der Menschenrechte an und unterquert den Niederwall mit seinen Stadtbahngleisen.
- Ausgehend von der Querung der Teutoburger Straße wurde das Gerinne der Lutter in 3 Abschnitten gewässeraufwärts Richtung Niederwall gelegt. Parallel dazu erfolgte die Wiederherstellung der Verkehrsfläche. 3 Aufweitungen am neu gestalteten Spielplatz Ecke Turner Straße und unter der historischen Anker-Brücke sind dabei besondere Anziehungspunkte geworden.
Am 3. August 2022 eröffnete Oberbürgermeister Pit Clausen vor hunderten von Schaulustigen das neu gestaltete Gewässer mit dem Ausruf: „Drei, zwo, eins: Wasser marsch!“ Seither erfreut sich die offene Lutter in der Ravensberger Straße größter Beliebtheit. Stadt und Verein beobachten die Situation ständig, insbesondere:
- die Bewegung der Sedimente
- die Freihaltung der Durchlässe
- das Nutzerverhalten der Bürgerinnen und Bürger
- die Begrünung
- die Ansiedlung von Organismen
Die Bilder oben (Blick in die Ravensberger Straße von der Teutoburger Straße Richtung Westen) zeigen eine Animation aus dem Jahr 2014, die die Situation vor den Bauarbeiten und - simuliert - nach Abschluss der Umgestaltung abbildet. Sie wurde erarbeitet, um den Anwohnerinnen und Anwohnern eine Vorstellung ihrer Straße mit der freigelegten Lutter zu ermöglichen.
Zur Vorgeschichte: Im Bereich der Ravensberger Straße, musste die Stadt Bielefeld in den Jahren vor der Freilegung die darunter liegende, mehr als hundert Jahre alte und schadhafte Verrohrung des Gewässers sanieren. Dies bot im Anschluss die große Chance, bei der Wiederherstellung der Verkehrsfläche (in Teilen eine Spielstraße) das Gewässerbett mit reduziertem Aufwand in die Straßenfläche zu legen. Das folgende Beispiel zeigt die Ravensberger Straße an der historischen Anker Brücke im früheren Zustand (links) und mit der freigelegten Lutter gemäß dem Konzept von Pro Lutter aus dem Jahr 2011 (rechts).
Auf der 600 m langen Offenlegungsstrecke werden wichtige gewässerökologische Forderungen zum Erreichen des guten ökologischen Potentials umgesetzt; denn auch unter den urban beeinflussten Rahmenbedingungen lassen sich zahlreich Aspekte des natürlichen Leitbildes erreichen.
Das Fließverhalten kann mäßig schnell fließend gestaltet werden. Mit einer deutlichen Substratauflage im Rahmenprofil werden zahlreiche lebensraumtypische Strukturen hergestellt. Langfristig können auch Fischarten von unterhalb einwandern, wenn die heute noch bestehenden Wanderungshindernisse beseitigt sind. Die Besiedlung mit Moosen vor allem an steinigen Hartsubstraten kann sich zügig entwickeln. Unter Steinblöcken bilden sich Unterstände für Fische, gleichzeitig können die Blöcke als Sitzgelegenheit am Wasser genutzt werden. Durch eine abwechslungsreiche Profilgestaltung unter Einbeziehung von Aufweitungsmöglichkeiten etwa auf der Höhe des Spielplatzes Ecke Turner Straße/Ravensberger Straße) können eine vergleichsweise hohe Habitatvielfalt und besondere Laufstrukturen (z. B. Weitungen, Verengungen, Gabelungen, Totholz, Unterstände) initiiert werden. Das Längsprofil wird ebenfalls abwechslungsreich gestaltet und durch verschiedene Strömungsbilder zwischen glatt und leicht plätschernd geprägt. Innerhalb des Profils ergeben sich Gestaltungsmöglichkeiten für die Sohlstrukturen. Die Lutter ist damit als strukturreiches, lebendiges Gewässer mit zahlreichen Habitatangeboten für Gewässerorganismen und leitbildnahen Strukturen ausgebildet worden. Ein ganz wesentlicher Aspekt dieser Gewässergestaltung im Siedlungsraum ist die Akzeptanzsteigerung der Bürger für gewässerökologische Verbesserungen. Durch das unmittelbare und tägliche Erleben der Lutter wirkt der Bach identitätsstiftend auf das gesamte Quartier.
Die Finanzierung der Baukosten von ca. 3 Mio. € konnte mit Hilfe von Landesfördermitteln, Umweltstiftungen und der Stadt Bielefeld erreicht werden.